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Freitag, 2. März 2018

Das Buch Daniel - Teil 5

(Geschrieben von Norbert Lieth)
Die Offenbarung der 70 Jahrwochen gehört zu den stichhaltigsten Beweisen für die Glaubwürdigkeit der Bibel. Lesen Sie hier Teil 5.

Die letzte Jahrwoche im Buch Daniel, die 70. Jahrwoche von 7 Jahren, wird durch das Erscheinen des zukünftigen Fürsten (Antichristen) eingeleitet. So wie die ersten 7 Jahrwochen durch den Beschluss, Jerusalem wieder aufzubauen, eingeleitet wurden, so wird die letzte Jahrwoche durch den Erlass eines Bundes eingeleitet: «Er wird mit den Vielen einen festen Bund schliessen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel wird ein Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergiesst» (Dan 9,27). Hierbei ist zu beachten, dass dieser 7-Jahres-Bund nach Vers 26 erst nach der Zerstörung Jerusalems geschlossen wird. Warum ist das wichtig? Weil es eine Lehre gibt, wonach sich diese letzten 7 Jahre zur Zeit der römischen Belagerung von 67 bis 73 n.Chr. bereits erfüllt hätten und somit bereits alle 70 Jahrwochen erfüllt seien. Fakt ist jedoch:

– Im Frühjahr 67 n.Chr. begann der Aufmarsch durch Vespasian und dessen Sohn Titus in Galiläa und den nördlichen Gebieten Israels.

– Ab Frühjahr 70 n.Chr. wurde Jerusalem durch Titus belagert und am 9. Ab (Juli/August) eingenommen und der Tempel zerstört.

– Im Jahr 73 n.Chr., mit der Einnahme Massadas zur Passahzeit, ging der Jüdische Krieg zu Ende.

Der in Daniel 9,27 erwähnte Bund wird jedoch erst nach der Zerstörung Jerusalems geschlossen. Somit kann hier nicht die damalige Zeit gemeint sein. Ausserdem tritt jener bestimmte Fürst, der den Bund mit Israel schliesst, erst am Ende (d.h. in der Endzeit, V 26) auf. Das Volk des «zukünftigen Fürsten» (Rom) zerstört damals Jerusalem, aber der Fürst selbst tritt erst in der Endzeit in Erscheinung.

Die Reihenfolge ist:

1. Der Messias wird getötet.
2. Jerusalem wird zerstört.
3. Jerusalem wird bis hin in die Endzeit angefeindet und bekriegt.
4. Am Ende tritt der Fürst auf und macht einen 7-Jahres-Bund.
5. Dieser Bund wird nach dreieinhalb Jahren gebrochen.
6. Der Gräuel der Verwüstung wird aufgerichtet.
7. Der Herr kommt und vernichtet den Verwüster.

Der Fürst und sein Bund mit Israel: Bei diesem Fürsten handelt es sich um den antichristlichen Weltherrscher, der erst am Ende der Tage auftritt, dessen Volk aber damals Jerusalem zerstörte. Da die Römer zu jener Zeit sein Volk waren, muss er zwangsläufig wieder aus diesem Territorium kommen (EU?), weil er mit diesem Volk verbunden ist. Er wird «mit den Vielen» – der «Masse des jüdischen Volkes», wie es auch übersetzt wird – für 7 Jahre einen Bund schliessen oder allenfalls einen bestehenden Bund festigen. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Friedens- oder Sicherheitsbund mit Israel. Dieser Bund kann erst geschlossen werden, wenn die Masse des jüdischen Volkes wieder im jüdischen Land wohnt, und das ist heute der Fall.


Der Bund könnte darin bestehen, dass es sich um einen Friedensbund zwischen dem antichristlichen Weltherrscher und dem jüdischen Antichristen in Israel, dem falschen Propheten, handelt (Offb 13,11ff.), der dann das jüdische Volk unter seiner Kontrolle hat. Der gemeinsame Bund würde sich gegen die Feinde Israels richten (Arabische Liga?). In der Mitte der Jahrwoche, also nach dreieinhalb Jahren, wird er den Bund brechen, «Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen». Das setzt voraus, dass es dann wieder einen funktionstüchtigen Tempel gibt. Dieser wird wahrscheinlich in der ersten Hälfte der 7 Jahre gebaut. Der «Gräuel der Verwüstung» ist entweder das Bild, das der falsche Prophet (der jüdische Antichrist) nach Offenbarung 13,14 aufstellen wird (wobei allerdings nicht gesagt wird, dass er diesen Gräuel im Tempel aufrichtet), oder er selbst setzt sich in den Tempel und gibt sich als Gott aus (2.Thess 2,4). Nach meiner Erkenntnis trifft eher Letzteres zu. Diese dreieinhalb Bundes-Jahre werden auch in Daniel 12,7 beschrieben, ebenso in Offenbarung 11,2-3; 12,6.14; 13,5.

Das Ende der 70. Jahrwoche (die letzten 7 Jahre) wird durch die Wiederkunft Jesu und die Vernichtung des Verwüsters eingeleitet: «… und neben dem Flügel wird ein Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergiesst» (Dan 9,27). Dazu einige Parallelstellen:

«Dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr verzehren wird durch den Hauch seines Mundes, und den er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft beseitigen wird» (2.Thess 2,8).

«Er wird die Armen mit Gerechtigkeit richten und den Elenden im Land ein unparteiisches Urteil sprechen; er wird die Erde mit dem Stab seines Mundes schlagen und den Gesetzlosen mit dem Hauch seiner Lippen töten» (Jes 11,4).

– «Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie besiegen – denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige –, und mit ihm sind die Berufenen, Auserwählten und Gläubigen» (Offb 17,14).

– «Das Tier wurde ergriffen und mit diesem der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen, und die sein Bild anbeteten; die beiden wurden lebendig in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. Und die Übrigen wurden getötet mit dem Schwert dessen, der auf dem Pferd sitzt, das aus seinem Mund hervorgeht, und alle Vögel sättigten sich von ihrem Fleisch» (Offb 19,20-21).


In manchen Bibelübersetzungen, so zum Beispiel in der Lutherausgabe 1984, steht in Vers 27 statt «Bund schliessen»: «Bund schwer machen», was einen ganz anderen Sinn ergibt. Es stellt sich daher die Frage, ob der kommende Fürst einen bereits bestehenden Bund schwer macht, also bekämpft (z.B. den Mosaischen Bund), oder ob der Bund eine Art Friedensvertrag darstellt, den er schliesst. Die meisten Bibelübersetzungen, darunter der Mehrheitstext beziehungsweise Textus Rezeptus, verwenden das Wort «schliessen» und nicht «schwer machen». Einige Beispiele:

Schlachter 2000: «Er wird mit den Vielen einen festen Bund schliessen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel wird ein Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergiesst.»

Menge: «… wird er einen festen Bund mit der Volksmenge eine Jahrwoche lang schliessen.»

Bruns: «Er wird mit Vielen im Volk einen festen Bund machen ...» Unrevidierte Elberfelder: «Er wird einen festen Bund mit den Vielen schliessen …»

Septuaginta: «Er wird einen Bund mächtig machen …» Zürcher: «Einen Bund für die Vielen wird er stark machen …»

Hoffnung für alle: «Der Machthaber wird vielen Menschen einen Bund aufzwingen, der sieben Jahre lang gelten wird.»

Es geht demnach um das Schliessen eines Bundes für 7 Jahre. Auch im Zusammenhang mit Daniel 11,36-45 scheint ein Bundesschluss logischer zu sein. Dort geht es darum, dass Israel sowohl vom König des Nordens als auch vom König des Südens angegriffen wird. Der antichristliche Herrscher wird zunächst zugunsten Israels intervenieren, es dann aber anschliessend besetzen. Die Frage ist, weshalb er interveniert. Der Grund dürfte ein bestehendes Bündnis mit Israel sein.

In Psalm 55 haben wir ein weiteres Beispiel. Dort wird der Verrat Ahitophels an David beschrieben. Dieser Verrat legt sich prophetisch auf Judas, der den Herrn verriet, und weiter auf den Antichristen, der höchstwahrscheinlich ein Jude sein wird und Israel letztendlich verrät. Es heisst in diesem Psalm: «Denn es ist nicht mein Feind, der mich schmäht – das könnte ich ertragen –; nicht mein Hasser erhebt sich wider mich – vor dem wollte ich mich verbergen; aber du bist es, ein Mensch meinesgleichen, mein Freund und mein Vertrauter! Wir haben einst zusammen süssen Umgang gepflogen, sind ins Gotteshaus gegangen unter der Menge» (Ps 55,13-15; vgl. dazu Mt 26,50). Und weiter: «Er hat seine Hand ausgestreckt gegen die, welche in Frieden mit ihm lebten; seinen Bund hat er entweiht. Seine Reden sind süss, aber Krieg hat er im Sinn. Seine Worte sind sanfter als Öl, aber doch gezückte Schwerter» (Ps 55,21-22).

Judas wird in Johannes 17,12 «Sohn des Verderbens» genannt. So wird in 2. Thessalonicher 2,3 auch der Antichrist bezeichnet. Auch die Stelle in Jesaja 28,15 wird im Allgemeinen mit dem antichristlichen Herrscher in Bezug gebracht: «Weil ihr sprecht: ‹Wir haben einen Bund mit dem Tod geschlossen und einen Vertrag mit dem Totenreich gemacht; wenn die überschwemmende Flut daherkommt, wird sie nicht zu uns gelangen; denn wir haben Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und in Betrug uns geborgen!›» Woran erkennt man, dass diese Stelle prophetische Bedeutung für die Zukunft hat? Weil es in Vers 5 desselben Kapitels heisst: «An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen für den Überrest seines Volkes eine herrliche Krone und ein prächtiger Kranz sein.» Es geht um den endzeitlichen Überrest Israels, der an den Messias glaubt (vgl. Jes 10,21-25; Röm 9,27).

In Vers 16 von Jesaja 28 heisst es: «Darum, so spricht Gott, der Herr: Siehe, ich lege in Zion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der aufs festeste gegründet ist: wer glaubt, der flieht nicht!» Wir wissen, dass dieser Eckstein Jesus Christus ist (Eph 2,20). Die abgefallenen Juden – sie stehen im Gegensatz zum gläubigen Überrest – werden einen Bund mit dem Antichristen machen, statt sich im Glauben an Jesus den Messias zu wenden. Der gläubige Überrest wird jedoch standhaft bleiben und sich dem abgefallenen Volk und dem Antichristen nicht anschliessen. Der Bund wird in Jesaja 28,15 als ein Bund mit dem Tod und dem Totenreich, der Lüge und des Betruges bezeichnet. Es ist ein satanischer Bund. Genauso wird das Vorgehen des Antichristen auch im 2. Thessalonicherbrief beschrieben: «Ihn, dessen Kommen aufgrund der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder» (Kap 2,9). Und zwei Verse später heisst es: «Darum wird ihnen Gott eine wirksame Kraft der Verführung senden, sodass sie der Lüge glauben» (V 11).

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